Fall Peggy: Staatsanwalt legt Mandat nieder, Richter macht Vorgaben wie das Ergebnis eines psychologischen Gutachten aussehen soll, 02.04.2014

Wiederaufnahme im Fall Peggy, Staatsanwalt legt Mandat nieder, Südddeutsche.de, 02.04.2014

Kommende Woche beginnt die Wiederaufnahme im Fall Peggy. Überraschend hat jetzt die Staatsanwaltschaft Bayreuth den bisher zuständigen Kollegen von dem Fall entbunden. Zwei Journalisten erheben außerdem schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden Richter.
Zeitgleich haben am Mittwoch zwei Journalisten schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden Richter Michael Eckstein erhoben. Die Autoren Christoph Lemmer und Ina Jung, die ein vieldiskutiertes Buch über den Fall geschrieben haben, erklärten in einer Pressekonferenz in Bayreuth, ihnen lägen Informationen vor, wonach der Richter in einem Telefongespräch mit dem Berliner Gerichtspsychiater Hans Ludwig Kröber “diskutiert” habe, zu welchem Ergebnis ein von Kröber zu erstellendes Gutachten über die Glaubwürdigkeit des wegen des Mordes an Peggy verurteilten Ulvi K. kommen solle.

“Mehr oder weniger frei erfunden”

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Kröber war im ersten Peggy-Prozess vor dem Landgericht Hof zu dem Ergebnis gekommen, das von Ulvi K. später widerrufene Geständnis sei glaubwürdig. Dafür, so Kröber damals, spreche auch, dass die Polizei kein Szenario über den Tathergang gehabt habe, mit dem sie Ulvi hätte konfrontieren und so sein Geständnis beeinflussen können. Dass es ein solches Tatszenario doch gab, war einer der Gründe, warum das Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Verfahrens verfügte.

Das Landgericht will von Kröber nun wissen, ob er unter diesen Umständen zu einer neuen Einschätzung komme. Der Vorsitzende Richter, so Lemmer, habe Kröber nahegelegt, er möge Ulvis Geständnis für “mehr oder weniger frei erfunden” erklären. Kröber, so besagten die Informationen, deren Quelle Lemmer nicht offenlegte, “soll das vom Richter gewünschte Ergebnis schon zugesagt haben”. Überraschenderweise, so Lemmer, sei Kröber aber in seiner Stellungnahme entgegen dieser Zusage zu dem Ergebnis gekommen, Ulvis Geständnis sei doch glaubwürdig.

Der neue Prozess gegen Ulvi K. beginnt am 10. April. Falls die von Lemmer verbreitete Information zuträfe, wäre er schnell beendet: Dann müsste der Vorsitzende Richter zwingend wegen der Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden. Der Sprecher des Landgerichts, Thomas Goger, wollte zu dem Vorgang keine Stellung nehmen.

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