“Vollumfänglich”, “übervorteilt”, “verlustig” – Juristendeutsch kann grausam sein. Doch Jura-Professorin Jantina Nord fand heraus, dass ihre Studenten nicht nur an Fachvokabeln scheitern, sondern an grundlegenden Grammatikregeln. Vor allem der Konjunktiv ist ihnen nicht geheuer.
SPIEGEL ONLINE: Frau Nord, Sie machen sich Sorgen um die Sprachkompetenz der Jura-Studenten. Warum?
Nord: Seit ein paar Jahren kommt es mir schon so vor, als hätte sich die Sprachkompetenz der Jurastudenten verschlechtert, sogar bei eigentlich leistungsstarken Studierenden. Weil ich jeden Tag so viele falsche studentische Texte zu lesen bekomme, hat selbst mein eigenes Sprachgefühl gelitten. Jetzt wollte ich das verifizieren, um zu zeigen, dass es sich nicht nur um professorales Gemoser handelt.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben zuerst Textproben ihrer Studenten auf Fehler untersuchen lassen und danach einen Sprachkompetenztest durchgeführt. Was kam dabei heraus?
Nord: Leider war das Ergebnis teils verheerend. Besonders schlimm ist es beim Konjunktiv. Jeder zweite Teilnehmer beherrschte die indirekte Rede nicht sicher. Die ist aber wichtig, denn wenn sie als Juristin schildern sollen, was in einem Fall streitig ist, brauchen sie den Konjunktiv. In Klausuren werden gerne mal Subjekt oder Prädikat vergessen.
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