Demonstration auf dem Klinikgelände Protest gegen Zwangspsychiatrie, Frankfurter Neue Presse,
Psychiatrie-Erfahrene sind gemeinsam mit Unterstützern und Vertretern des Veranstalters, des Vereins Autopilot, auf die Straße gegangen, um gegen Zwangspsychiatrie zu protestieren.
…Zweieinhalb Jahre sei sie genötigt worden, in der Psychiatrie zu bleiben, berichtete eine Frau den Tränen nahe. Sie sei zwangsbehandelt worden, habe gegen ihren Willen Medikamente einnehmen müssen und sich in der Psychiatrie alleingelassen gefühlt.
„So etwas darf nicht sein“, forderte die Gruppe Psychiatrie-Erfahrener aus Limburg, unterstützt von Betroffenen aus Gießen. Mehrmals sei sie bereits gegen ihren Willen in der Psychiatrie gewesen, berichtete eine weitere Frau. Es sei schlimm, sagte sie, auch weil sie Angst vor den anderen Patienten und sich hilflos und allein gefühlt habe.
Ziel der Demonstration sei es, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, erklärte eine Mit-Demonstrantin, die ihren Namen nicht in der Presse lesen möchte, weil sie berufliche Nachteile befürchtet. Sie drückte Passanten Flyer mit Hintergrundinformationen in die Hand.
Von einer Million Psychiatrie-Aufenthalten seien im Jahr 2012 knapp 240 000 zwangsweise gewesen, heißt es auf dem Info-Zettel. Die Zahl habe sich verdoppelt, seitdem Anfang der 1980er-Jahre die Vernetzung verschiedener Einrichtungen angestrebt und viel Geld in die Einrichtungen geflossen sei, heißt es weiter.
Als Unterstützer der Gruppe hatte sich auch der Limburger Arzt für Psychiatrie, Thomas Auner, der Demonstration angeschlossen. Er kann die Forderungen der Demonstranten verstehen. 20 Jahre lang hat er als angestellter Arzt in einer Psychiatrie gearbeitet und kennt daher die Sorgen und „das Klima der Unfreiheit“, das die Patienten dort umgibt. Er spricht sich deutlich gegen den Missbrauch der Gesetzgebung bezüglich der Zwangspsychiatrie und gegen medizinisch umstrittene Handlungen in diesem Zusammenhang aus und fordert eine bessere Kontrolle bei der Umsetzung, am besten eine nicht-behördliche, und einen offensiveren Umgang mit dieser Thematik in der Öffentlichkeit. …