Zweifel an Urteil nach Opa-Mord: Forensiker Mark Benecke fordert Glaubhaftigkeitsgutachten
Seit nunmehr acht Jahren sitzt Helmut Marquardt (75) für einen Mord im Gefängnis, den er vermutlich nicht begangen hat – was jetzt den Forensiker und Bestseller-Autor Mark Benecke auf den Plan ruft. In seinem neuen Buch “Aus der Dunkelkammer des Bösen” beschreibt Benecke den Fall detailliert. Sein Fazit: Marquardts eigene Aussagen über das Auffinden des Mordopfers seien zumindest eine Prüfung wert. Sie zeigten “einige Merkmale, die für eine wirklich selbst erlebte Geschichte sprechen”.
Marquardts Geschichte wäre für das Verfahren entscheidend gewesen, denn sie erklärt, wie seine DNA auf einen Finger des toten Scheibe geriet, wo Rechtsmediziner sie fanden. Wobei Beneke auch anmerkt, dass der Fund der Erbsubstanz allein noch kein Beweis dafür ist, dass Marquardt der Täter war. Vielmehr habe sich der Prozess hingezogen. Es gab keine zwingenden Beweise. Irgendwann hatte der Richter genug und drängte auf ein Urteil.
Und das enthält gravierende Lücken, die in der schriftlichen Begründung sogar offen eingestanden werden – vor allem die, dass es nicht den geringsten Hinweis auf ein Motiv Marquardts gebe. Dennoch sind inzwischen alle Rechtsmittel, darunter zwei Wiederaufnahme-Versuche, gescheitert. Auch dafür hat Benecke eine Erklärung : “Der Fall ist aus Sicht der Gericht sauber abgeschlossen”. Eine arge Schlussfolgerung, aber plausibel. Sie würde bedeuten, dass die Justiz über Leichen geht, um keinen Fehler zugeben zu müssen.