Henker in Chief: Donald Trumps Rekord für die Ewigkeit, Redaktionsnetzwerk Deutschland, 20.01.2021
Donald Trump forderte bereits als Immobilienmogul die Todesstrafe für fünf unschuldige Teenager.
Als Präsident geriet er in einen wahren Blutrausch.
Er setzte Hinrichtungen sogar gegen den Willen der Opferfamilien durch.
Die letzten Monate von Donald Trumps Präsidentschaft waren so laut und von Krisen überschattet, dass ein düsterer Umstand noch weiter ins Dunkel rückte: Erstmals seit 2003 wurden in den USA wieder Menschen auf Bundesebene hingerichtet. Nicht einmal die Corona-Krise konnte die Tötungsorgie stoppen.
Die Bürgerrechtsorganisation ACLU spricht von „Superspreader-Hinrichtungen“, weil infolge der Exekutionswelle mindestens 19 beteiligte Personen an Covid erkrankten. Darunter zwei Insassen, zwei Anwälte und neun Wärter.
…Der 45. Präsident der USA hat innerhalb der letzten sechs Monate 13 Menschen in Indiana hinrichten lassen. Das sind dreimal so viele Hinrichtungen wie unter den US-Präsidenten der vergangenen 60 Jahre zusammen, das geht aus dem Jahresbericht des Death Penalty Information Centers hervor.
Das sind ungewöhnlich viele Hinrichtungen in kürzester Zeit. Rechtsexperten – und einige Mitglieder des Supreme Courts – kritisieren, dass der Zeitplan deswegen so straff gehalten wurde, um eine angemessene Abwägung der Rechtmäßigkeit der Tötungen auszuschließen.
Kritiker werfen Trump „Blutdurst“ oder „moderne Lynchmorde“ vor. Gar von politischem Kalkül ist die Rede. Es sei der letzte verzweifelte Versuch gewesen, seine Basis vor und nach der Wahl zu mobilisieren. Trump hatte nie einen Hehl daraus gemacht, die Todesstrafe zu befürworten. Lange vor seiner Präsidentschaft hatte er sich immer wieder dafür starkgemacht. Der Fall der „Central Park Five“ erregte 1989 besondere Aufmerksamkeit.
Dabei wurden fünf jugendliche Afro- und Latinoamerikaner, alle zwischen 14 und 16 Jahre alt, in der falschen Annahme verurteilt, sie hätten eine weiße Joggerin im New Yorker Central Park vergewaltigt und beinahe zu Tode geprügelt. Trump startete noch während des Prozesses eine rassistische Kampagne. Er warb in ganzseitigen Zeitungsannoncen, unter anderem in der „New York Times“, für die Wiedereinführung der Todesstrafe im Staat New York.
Darin schrieb er Sätze wie: „Ich möchte diese Räuber und Mörder hassen dürfen. Sie müssen leiden – und wenn sie töten, dann müssen sie wegen ihrer Verbrechen hingerichtet werden.“
Erst 2002 konnte der wahre Täter ermittelt werden und die „Central Park Five“ wurden rückwirkend freigesprochen, nachdem sie ihre jungen Erwachsenenjahre unschuldig in Gefängnissen verbrachten. 2013 bekamen sie von der Stadt mehr als 40 Millionen Dollar Entschädigungszahlungen zugesprochen. Trump kommentierte das Urteil als „Schande“ und behauptet noch immer, dass die „Central Park Five“ schuldig seien.
Eines der Justizopfer, Yusef Salaam, spricht ihm eine entscheidende Rolle für seine Verurteilung zu: „Als Trump in ganzseitigen Anzeigen in New Yorker Zeitungen unsere Hinrichtung forderte, hat er ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt.“
…Dann wäre da noch Brandon Bernard, der erst 18 Jahre alt war, als er 1999 in einen Doppelmord verwickelt wurde. Seine Rolle darin ist höchst umstritten. „Brandon hinzurichten wäre ein schrecklicher Schandfleck für die Ehre unserer Nation“, schrieb Ex-Staatsanwältin Angela Moore in einem Artikel des IndyStar. Selbst Kim Kardashian machte sich für eine Begnadigung Bernards stark. Doch auch hier zeigte Trump keine Gnade.
…Die Hinrichtung selbst verlief chaotisch. Die Wärter schnallten Lee um 4 Uhr morgens auf die Trage und lasen ihm einen neuen Hinrichtungsbefehl vor, da der alte nach einem juristischem Tauziehen abgelaufen war. Doch da fingen die Probleme erst an.
Da ein Hinrichtungsaufschub vom Bundesgericht in Arkansas immer noch in Kraft war, lag Lee für fast vier Stunden auf der Hinrichtungsbahre festgeschnallt, während die Staatsanwaltschaft beim Bundesberufungsgericht einen Antrag auf Aufhebung des Aufschubs stellte. Um 7.36 Uhr war der juristische Weg geebnet. Lee wurde hingerichtet, obwohl mehrere Anträge in seinem Fall noch anhängig waren. Sein Verteidiger wurde nicht informiert.
Was mit der Tötung von Daniel Lee im Sommer 2020 begann und mit dem letzten Atemzug von Dustin Higgs endete, hinterlässt ein Gefühl konstruierter politischer Dringlichkeit. „Die Idee der Hinrichtung verspricht Katharsis. Die Realität liefert das Gegenteil, ein ekelerregendes Gefühl der Scham und des Bedauerns“, schreibt die „New York Times“-Reporterin Elizabeth Bruening.
Die 13 Leben am Ende der Justice Road sind Zeugnis eines traurigen Rekords. Der am Ende dieser umstrittenen Präsidentschaft wohl eine Randnotiz bleiben wird.