Polizeiskandal in Mecklenburg-Vorpommern Eine Frage des Vertrauens, spiegel-online, 07.06.2019
“Sexuelle Avancen” via WhatsApp, Drohungen zur Verhinderung einer Anzeige und eine Einladung zum privaten Fotoshooting: Drei Polizisten haben auf erschütternde Weise ihre Stellung missbraucht.
…Ein Polizist besorgte sich unter einem Vorwand die Nummer eines 13-jährigen Mädchens, das zuvor als Zeugin in einem Missbrauchsfall ausgesagt hatte. Per WhatsApp machte er ihr dann “sexuelle Avancen”, wie es im Bericht des Datenschutzbeauftragten von Mecklenburg-Vorpommern heißt, der diese Fälle öffentlich machte.
Ein anderer Beamter protokollierte die Aussage einer 15-Jährigen, die Anzeige erstattete, weil im Internet Videos aufgetaucht waren, die sie beim Geschlechtsverkehr zeigten. Danach lud der Polizist sie zu einem Fotoshooting ein. Ein dritter Beamter erfuhr, dass gegen seinen Sohn Anzeige erstattet worden war, weil dieser nach einer Trennung seine Ex-Freundin und ihren Vater bedroht habe. Der Polizist verschaffte sich die Kontaktdaten der 16-Jährigen und drängte sie “in bedrohlicher Form”, die Anzeige fallen zu lassen.
So ein Verhalten macht fassungslos. Doch was die Fälle noch schlimmer macht, ist der Umgang der Behörden mit den Vergehen.
…Alle drei sogenannten Ordnungshüter kamen bisher weitgehend ungeschoren davon. Zwei laufende Disziplinarverfahren, eine Geldbuße von 800 Euro. Im dritten Fall läuft das Verfahren des Datenschutzbeauftragten noch. Eine strafrechtliche Relevanz erkannten Ermittler in keinem der Fälle.