Boshaftes über Juristen “Bratenwender der Gesetze”, spiegel-online, 04.11.2013
Justitia: Blind, schon klar – aber auch “eine Prostituierte”?
Die Geschichte der Juristerei ist voller Gehässigkeiten. Kaum eine Zunft muss sich derart fieser Anwürfe erwehren. Am härtesten urteilen Juristen über ihresgleichen. Ein Ausritt in eine Welt voller “Spitzbuben”, “Blutsauger”, gar “Prostituierten”.
Der Unmut über die Zunft der Juristen hält sich schon seit Jahrhunderten. So spottete einst der niederländische Humanist Erasmus von Rotterdam im Jahr 1515:
“Von den Akademikern beanspruchen die Juristen den ersten Rang, und niemand ist so eingebildet wie sie. Aber in Wirklichkeit wälzen sie nur den Stein des Sisyphos, verbinden hundert Paragraphen zu einer Phrase und erreichen es, indem sie Auslegung an Auslegung, Erläuterung an Erläuterung reihen, dass ihr Beruf als der schwierigste von allen angesehen wird.”
In Erfurt begann Martin Luther 1501 ein Jurastudium und brach es 1505 ab, um Mönch zu werden und später Theologie zu studieren. Als einmal für den kommenden Tag die Promotion eines Doctor juris bekanntgegeben wurde, soll er bei einem seiner Tischgespräche gepoltert haben:
“Morgen wird eine neue Schlange gegen die Theologen zur Welt gebracht. Das Studium der Rechte ist eine ganz niederträchtige Kunst; wenn es nicht den Geldbeutel füllte, würde sich niemand darum bemühen.”
Bekannt wurde auch sein Urteil:
“Denn ein Jurist / der nicht mehr denn ein Jurist ist / ist ein arm Ding.”
Um stets zu wissen, mit wem er es zu tun hat, erteilte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1726 folgende Anweisung:
“Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, dass die Advocati wollene schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung gemäß zu tragen haben, damit man die Spitzbuben schon von weitem erkennt.”
…In den “Memoiren des Herren von Schnabelewopski” spottete Heine:
“Die Advokaten, die Bratenwender der Gesetze, die so lange die Gesetze wenden und anwenden bis ein Braten für sie dabei abfällt (…)” …