Falscher Anwalt aus London täuscht mehr als 100 Richter und vertrat seine Mandanten auch am höchsten Strafgericht, dem Old Bailey, 25.03.1999

Falscher Anwalt täuscht mehr als 100 Richter, 25.03.1999

Ex-Häftling gründet Kanzlei – “Ausbildung” in Gefängnis-Bibliothek

London – Kein Anwalt freut sich auf Gefängnisbesuche – mit Ausnahme von André John-Salakov. Der Gründer einer Kleine-Leute-Kanzlei in Südlondon hat so manchen armen Sünder aus der Zelle geholt. Jetzt mußte er selbst in eine umziehen: Wenn John-Salakov eines noch nicht war in seinem facettenreichen Leben, dann Rechtsanwalt. Letzteren Beruf übte er mit ebenso viel Chuzpe wie Erfolg aus.

Der hochseriös wirkende Einwanderer aus Nigeria hatte mehr als 100 Fällen verhandelt – vor Amtsgerichten bis hoch zum Old Bailey. Und dies so überzeugend, daß sich vor Gericht nun kein Ex-Mandant zum Zeugen gegen ihn hergab.
Die Anklage resigniert: “Die sagen alle, einem besseren Anwalt seien sie nie über den Weg gelaufen.” Seine “juristische” Karriere endete erst, als der vorgebliche Advokat vor einen Richter trat, der ihn vor Jahren selber einmal als Schwindler verurteilt hatte.
Der Jurist erinnerte sich an den Vorfall; alles weitere erledigte das Betrugsdezernat von Scotland Yard: André John-Salakov steht keineswegs im Anwalts-, dafür jedoch mit einer umso prominenteren Eintragung im Vorstrafenregister.”Qualifiziert” hatte sich der Nigerianer im Gefängnis – vier Jahre wegen Betrugs reichten ihm, jedes Gesetzbuch aus der Gefängnisbibliothek zu studieren.

…Salakov gab sich als Menschenfreund, nahm für Rechtsberatungen meistens nicht viel mehr als umgerechnet 50 Mark. Damit konnte sich der falsche Advokat sogar die steuermindernde Gemeinützigkeit erschleichen – bis er über den eigenen Erfolg stolperte.Richter George Bathurst-Norman vom Landgericht Southwark gab seinem “Kollegen” nun zweieinhalb Jahre Zeit, hinter Gittern weiterzustudieren.

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