Das Göttinger Tageblatt wird 125 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum erscheint wöchentlich eine Tageblatt-Zeitreise. Heute Jürgen Gückel über 25 Jahre Berichterstattung aus dem Gerichtssaal.
…Die Entscheidung, was man berichtet, was man weglässt, ist oft heikel. Die juristischen Auseinandersetzungen, speziell wegen Berichten aus Gerichtssälen, gehen in die Dutzende: Unterlassungserklärungen, Gegendarstellungen, Schadensersatzklagen. Einzig ein paar des lieben Friedens willen unterzeichnete Unterlassungen zählen zu den juristischen Eingeständnissen.
Selbst die Strafanzeigen gegen den Gerichtsreporter, bisher neun, wurden allesamt eingestellt. So hatte mich etwa ein ehemaliger Rechtsanwalt, den ich unbeanstandet „juristischen Geisterfahrer“ genannt hatte, wegen Beleidigung angezeigt, weil ich über ihn auch geschrieben hatte, er kämpfe als „Don Quichotte“ gegen die Mehrwertsteuer. Ihm war nachzuweisen, dass er selbst sich so genannt hatte.
Auf die Anzeige einer Frau, die ich ohne Namensnennung „Prostituierte“ betitelt hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft ein Jahr lang wegen Beleidigung. Als ich nachfragte, wie man eine Frau, die laut Aussage ihres Freundes „einen Luden“ brauchte, die „Erfahrung mit Protztituzon“ hatte und vor deren Tür „die Freier gezählt“ wurden, wohl sonst nennen könnte, wurde das Verfahren eingestellt. …