Kriminalisierung und Inhaftierung von psychisch Kranken statt Behandlung, 05.11.2006

32. Richterratschlag vom 3.11.2006 bis 5.11.2006 in Lüneburg

Mit der Frage der (wirksamen) Behandlung im Maßregelvollzug beschäftigte sich das nächste Einführungsreferat, das der stellvertretende ärztliche Leiter des Maßregelvollzugs in Hamburg Dr. Veismann hielt.

Die Anzahl der Patienten im Maßregelvollzug ist in den letzten 10 Jahren stark gestiegen,
wobei dies ein europaweiter Trend ist.

Unser Referent Dr. Veismann wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in den letzten Jahren der Maßregelvollzug immer mehr zum Auffangbecken für auffällige psychisch Kranke geworden sei.
Dies hänge mit der aus Kostengründen verkürzten Aufenthaltsdauer in der Allg. Psychiatrie zusammen. Der Patient „der sein Bett anzünde“ sei früher in der Psychiatrie toleriert und behandelt worden; heute werde sein Verhalten kriminalisiert und er lande im Maßregelvollzug.
Auch die Gerichte hätten ihre Einweisungspraxis dementsprechend geändert: Der Patient, der sein Bett anzünde, werde eingewiesen, ebenso wie der psychisch Kranke, der Diebstähle begehe oder Möbel aus dem Fenster schmeiße. …

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