Er vertrat ein erfundenes NSU-Opfer und bekam dafür mehr als 200.000 Euro: Der Betrugsprozess gegen Ralph Willms wirft ein Schlaglicht auf den harten Kampf einiger Anwälte um begehrte Mandate.
Ralph Willms, 53, hat im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) München zweieinhalb Jahre lang ein Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße vertreten, das sich im Oktober 2015 durch Recherchen des SPIEGEL als Phantom herausstellte.
…Willms hat für seine Teilnahme am NSU-Prozess Gebühren, Auslagen und Reisekosten in Höhe von mehr als 211.000 Euro erhalten. Hinzu kommen 5000 Euro aus einem Entschädigungsfonds der Bundesregierung für die Opfer des NSU, die Willms für Meral Keskin beantragt und erhalten hat. “Er hat alles gekriegt und ich nichts”, habe Atilla Ö. in seiner Vernehmung geschimpft. “Er war sichtlich erregt”, so der Oberstaatsanwalt.
…Zweieinhalb Jahre später, am 1. Oktober 2015, konfrontierte der SPIEGEL Willms damit, dass das Attest über die angeblichen Verletzungen von Meral Keskin identisch ist mit dem Attest von Atilla Ö. Beide Atteste befanden sich seit Jahren in den Akten des NSU-Prozesses.