Fall Kalinka – “Die deutsche Justiz war blind”, sueddeutsche Zeitung, 10.11.2016
Es war Selbstjustiz, die ein Justiz- Drama ohnegleichen beendete: Im Oktober 2009, 27 Jahre nach dem Tod seiner Tochter Kalinka, ließ André Bamberski den Mann nach Frankreich entführen, dem er vorwarf, sein Mädchen vergewaltigt und ermordet zu haben. Es handelte sich um Dieter Krombach, den deutschen Mann seiner Ex-Frau. Ein Pariser Gericht verurteilte den Stiefvater zwei Jahre später zu 15 Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Bewiesen werden konnten Bamberskis Vorwürfe während des Prozesses nicht, der Angeklagte selbst bestreitet sie bis heute. Dennoch glaubt der 80-jährige André Bamberski bis heute fest an eine weiterreichende Schuld Krombachs. Derzeit läuft der Film “Im Namen meiner Tochter” in den Kinos, der den jahrelangen Kampf von Kalinkas Vaters thematisiert. …
…Man stelle sich vor, dass auf Anordnung der Staatsanwaltschaft ein Obduktionsbericht für ein fast 15-jähriges Mädchen erstellt wird, ohne dass darin festgehalten wird, ob das Mädchen noch Jungfrau war oder ob es vor dem Tod noch einen sexuellen Kontakt hatte – vor allem vor dem Hintergrund, dass es eine Verletzung an der Vagina gab. Auch war dokumentiert, dass noch nicht einmal ein Vaginalabstrich gemacht wurde. Das sind wirklich unnormale Dinge, die beweisen, dass Herr Krombach gedeckt wurde. Herr Krombach war auch bei der Autopsie anwesend, und nach der Autopsie waren die Geschlechtsorgane von Kalinka verschwunden. Die deutsche Justiz hat niemals nachgeforscht, wo sie verblieben waren.