„Mord ohne Leiche”: Viele offene Fragen nach dem Urteil, Aachener Zeitung, 30.12.2014
Im Mittelpunkt dieses rätselhaften Kölner Kriminalfalls steht ein Junge: Zwölf Jahre ist er heute alt. Seine Mutter Lotis ist seit 2007 verschwunden. Die Behörden sind sicher, dass sie ermordet wurde. Aber der Junge kann nicht an ihrem Grab trauern, es gibt keine Leiche. Sein Vater Siegfried wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, er sitzt im Gefängnis im Kölner Stadtteil Ossendorf ein.
Dieses Urteil hat der Bundesgerichtshof (BGH) am Dienstag nach jahrelangen Indizienprozessen bestätigt. Aber es bleiben weiter Fragen offen – und selbst der BGH-Richter sagt, man hätte die Indizien auch ganz anders bewerten können.
Dass so vieles unklar bleibt, liegt nicht zuletzt daran, dass die Philippinin Lotis K. einfach verschollen ist. Auch wenn die Ermittler von ihrer Tötung überzeugt sind, gibt es keine Leiche. Vergeblich suchten Fahnder im Niehler Hafen und an anderen Orten nach der Toten.
Dennoch wurde Siegfried K. zweimal vor Gericht gestellt. Das Kölner Landgericht gelangte zu der Überzeugung, dass er nach der Trennung von Lotis unbedingt verhindern wollte, dass die Mutter den Jungen auf die Philippinen mitnehmen könnte.
Der BGH hatte es nicht leicht mit diesem Fall. Vor drei Jahren hatte er ein erstes Urteil des Kölner Landgerichts aufgehoben – weil von der Polizei im Auto von Siegfried K. aufgezeichnete Selbstgespräche rechtswidrig verwendet worden waren. Im zweiten Prozess kam das Landgericht 2013 dann erneut zu dem Ergebnis, dass die Indizien gegen Siegfried K. ausreichen, ihn wegen Mordes zu verurteilen.
Allerdings wurden seine Schwester und sein Schwager freigesprochen; im ersten Prozess waren sie ebenfalls noch zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie sollen, so befanden die Richter damals, unter einem unerfüllten Kinderwunsch gelitten haben und wollten die Ausreise des Jungen mit allen Mitteln verhindern. …
RTL Extra 19.09.2016 22:30 Uhr