Weißer Ring geht Hochstapler auf den Leim, Mannheimer Morgen, 01.06.2016
Der Hilfsverein für Kriminalitätsopfer hatte zu Beginn des Jahres eine eigene Beratungsstelle in Ludwigshafen eröffnet. Für die ehrenamtliche Leitung der Stelle bewarb sich der 29 Jahre alte Speyerer. Er hatte schon als Mitarbeiter beim Weißen Ring in Frankenthal unentgeltlich mitgearbeitet. Dort habe er sich als Jurist vorgestellt. Später gab er an, auch promoviert zu haben. Und nochmals später habe er erzählt, dass er als Jugendrichter am Amtsgericht Mannheim arbeite.
Weber lernte den Mann bei einer Besprechung 2015 kennen. “Er war sehr engagiert, war eingearbeitet und damit ein guter Kandidat”, erinnert er sich. Deshalb habe der Landesverband dem Speyerer auf dessen Bewerbung hin am 21. März die Leitung der Außenstelle übertragen.
…Anfang Mai habe ein Mitarbeiter in einer Routine-Angelegenheit den 29-jährigen Leiter sprechen wollen und beim Amtsgericht in Mannheim angerufen. Dort war der Name des vermeintlichen Jugendrichters gänzlich unbekannt. Karl-Heinz Weber, seines Zeichens pensionierter Chef des Polizeipräsidiums in Mainz, forderte daraufhin offiziell als Vertreter des Weißen Rings Informationen vom Justizministerium in Stuttgart und vom Amtsgericht Mannheim an. Weder hier noch da kannte jemand den Mann.
Daraufhin konfrontierte Weber den 29-Jährigen mit der Tatsache und forderte binnen drei Tagen den Nachweis aller vermeintlichen Abschlüsse: Studium, Promotion und Ernennung zum Amtsrichter. “Das hat er bis zum heutigen Tag nicht getan”, erklärt Weber. Überhaupt sei der Mann abgetaucht und für niemanden mehr zu erreichen. …