Schießstandaffäre bei der Polizei, Ermittlungen gegen Berlins Generalstaatsanwältin eingestellt, 10.03.2021

Schießstandaffäre bei der Polizei, Ermittlungen gegen Berlins Generalstaatsanwältin eingestellt, Der Tagesspiegel, 10.03.2021

Polizisten atmeten bei Schießübungen giftige Stoffe ein – einige starben. Die damalige Führung, mit Margarete Koppers als Vize, wusste das. Es bleibt folgenlos.

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat die Ermittlungen gegen ihre eigene Chefin, Generalstaatsanwältin Margarete Koppers, zur Schießstandaffäre bei der Polizei eingestellt. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Justizkreisen.

Die damalige Polizeiführung mit Koppers als Vize-Präsidentin wusste jahrelang, dass sie ihre Beamten beim Schießtraining wegen erheblicher Schadstoffbelastungen einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt hat. Und sie unternahm nichts.

Das Ergebnis der Ermittlungen soll nun in einer Woche verkündet werden. Fest steht: Die Behörde hat einen großen Aufwand für ihre Chefin betrieben, um die Ermittlungen gegen Kritik abzusichern und jeden Anschein auszuräumen, mit ihr sei nachsichtig umgegangen worden.

Der Einstellungsbescheid soll „um die 1500 Seiten“ dick sein, hieß es. Rechtlich lässt sich ein kausaler Zusammenhang zwischen den giftigen Zuständen in den Schießständen, dem unterlassenen Einschreiten der Polizeiführung und den gesundheitlichen Schäden kaum nachweisen.

Wie aus der Behörde zu hören ist, haben „mindestens immer drei Staatsanwälte zeitgleich ausschließlich daran gearbeitet“. Es habe „Hunderte von Vernehmungen, Dutzende von Gutachten“ gegeben. Am Ende habe sich alles in Diffusität aufgelöst.

…Koppers soll nach den internen Unterlagen spätestens seit 2011 mit den Problemen in den Schießständen befasst gewesen sein. Ihr war vorgeworfen worden, nicht schnell und entschieden genug gehandelt und stattdessen die Lage in den Schießständen trotz klarer Warnungen bis 2014 sogar weiter geduldet zu haben, bis das ganze Ausmaß 2015 publik geworden ist.

Für betroffene Polizisten – Schießtrainer, Beamte aus Spezialeinheiten – ist die Schießstandaffäre auch noch nicht aufgearbeitet und nicht ausgestanden. Zahlreiche Beamte sind nach jahrelangem Einsatz in Schießständen schwer erkrankt, leiden an Krebs. Der Verein Biss zählt 18 verstorbene Beamte als direkte Todesopfer der Affäre auf.

…In Polizeikreisen hat die Nachricht über die Einstellung der Ermittlungen gegen Koppers für Entsetzen gesorgt. „Abgesehen davon, dass wir nach wie vor in Gesprächen über finanzielle Entschädigungen für die Betroffenen sind, ist diese Nachricht ein weiterer Nackenschlag”, sage der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei ( GdP). …

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