Verratene Prüfungslösungen: Acht Käufer von Jura-Examen angeklagt. Auch 2 Proberichtern das Examen aberkannt, 17.09.2015

Verratene Prüfungslösungen Acht Käufer von Jura-Examen angeklagt, Hannoversche Allgemeine, 17.09.2015

In der Affäre um verratene Lösungen für das Jura-Examen in Niedersachsen sollen sich demnächst acht ehemalige Rechtsreferendare vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft in Verden hat die Juristen vor den Amtsgerichten in Celle und Lüneburg angeklagt.

…Jetzt hat die Staatsanwaltschaft in Verden acht Kunden des wegen Korruption und Geheimnisverrats bereits verurteilten Amtsrichters Jörg L. angeklagt. Das bestätigte der Verdener Staatsanwalt Lutz Gaebel der HAZ. Ihnen wird Bestechung und Anstiftung beziehungsweise Beihilfe zum Geheimnisverrat vorgeworfen.

Monatelang hatte der damals 48-jährige Richter verzweifelten Examenskandidaten Lösungshinweise zu ihren Prüfungen gegeben – teilweise gegen Geld, zum Teil für Sex, manchmal auch schlicht aus Mitleid oder Sympathie, weil sie zum zweiten Mal durch die Prüfung zu fallen drohten.

…Gegen 16 Rechtsreferendare wurden im Anschluss Ermittlungen aufgenommen. Acht ehemalige Rechtsreferendare glauben die Verdener Korruptionsermittler jetzt überführt zu haben. Sie wurden vor den Amtsgerichten in Lüneburg und Celle angeklagt – in vier Fällen wegen Bestechung und in drei Fällen wegen Beihilfe zum Geheimnisverrat.

…Sonderprüfer hatten in monatelanger Kleinarbeit aus 2000 neu bewerteten Examen 15 faule Fälle gefiltert – zwei waren sogar als Proberichter in den Landesdienst gelangt. Allen 15 habe das Justizprüfungsamt die Examen aberkannt, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Sechs wehren sich noch vor den Verwaltungsgerichten in Hannover, Osnabrück und Lüneburg gegen die Aberkennungs­bescheide. Vier weitere Juristen hatten geklagt, aber zwischenzeitlich aufgegeben.

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Affäre um korrupten Richter Student mit Einser-Abitur kauft Jura-Examen, Hannoversche Allgemeine, 11.10.2015

„Ich hätte es ohne Hilfe geschafft, das ist das demütigende“: Ein 39-Jähriger hat die Lösungen für sein Jura-Examen für 10.000 Euro von einem korrupten Richter gekauft – obwohl er als Abiturient mit Einser-Schnitt die besten Chancen hatte. Jetzt ist er als erster von 13 angeklagten Juristen verurteilt worden.

…Es sei „bizarr“, sagte die Staatsanwältin, „wie auch schlaue Menschen sich in Abhängigkeit von L. begeben haben“. H. hat ein Einser-Abitur. Sein erstes Examen war überdurchschnittlich. Dennoch war er im ersten Versuch durch das Zweite Examen gefallen – H. gab an, er leide unter Prüfungsangst und chronischen Schmerzen, die in Prüfungssituationen unerträglich würden. Wegen starker Schmerzmittel sei er beim ersten Versuch durchgefallen. Darum sei er auf das Angebot eingegangen. H. bereut dies heute. „Ich hätte es ohne Hilfe geschafft, das ist das demütigende.“ Seine Examensurkunde gab er freiwillig zurück.

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