Hitlers Eliten nach 1945 – Freispruch in eigener Sache, ARD-SR


Hitlers Eliten nach 1945 – Freispruch in eigener Sache, ARD-SR
Sie sind Herren über Leben und Tod und sie urteilen im Namen der deutschen Volksgemeinschaft. Ihre Uniform die Robe. Ihre Waffen Paragrafen. Wo  der Terror verwaltet wird sitzen Juristen an höchster Stelle. Ihr Mordwerkzeug der Schreibtisch. Verwaltungsjuristen planen und organisieren den Völkermord in Europa. Nach 1945 sollen die Juristen zur Verantwortung gezogen werden aber mit allen Mitteln sorgen sie dafür, dass ihr Berufsstand nicht schuldig gesprochen wird.
15 Jahre nach Kriegsende. Ein junger Jurist macht seine ersten Erfahrungen mit jenen Kollegen, die schon unter Hitler Recht gesprochen haben.
Helmut Kramer, Richter im Ruhestand: “Ich habe ja mit sehr vielen der Sonderrichter noch zusammen in Kammern gearbeitet, nette, reizende Leute, gute Juristen.”. Kramers Bild ändert sich als er seinen ersten eigenen Fall auf den Tisch bekommt. Er vertieft sich in die Gerichtsakten über ein junges Mädchen, ihr Name Erna Wazinski. Die Akte wurde am 23.11.1944 geschlossen im Gefängnis Wolfenbüttel. Das Leben von Erna Warzinski dauert da nur noch ein paar Schritte. Ihre letzten Erinnerungen sind das zerbomte Wohnhaus in Braunschweig. Erna errinnert sich an den Koffer, wie sie ihn aus den Trümmern holt, vielleicht gehört er ihrer Mutter. Erna wird angezeigt wegen Plünderns. Nach dem Verhör blutet ihre Nase. Staatsanwalt Magnus nennt sie einen Volksschädling. Sie ist 19. Richter Lerche zeigt Härte. Der spätere Oberlandeskirchenrat veruteilt sie zum Tode. Ernas Hinrichtung mit dem Fallbeil dauert 5 Sekunden. 21 Jahre später fordert der junge Jurist Kramer die Aufhebung des Urteils, vergeblich. “Meine Kollegen, die darüber zu entscheiden hatten, haben das Urteil für völlig in Ordnung befunden. Sie haben praktisch das Mädchen zum zweiten mal zum Tode verurteilt das war 1965. Ich bin angegriffen worden damals, richtig direkt, weil ich in einer Stellungsnahme die Aufhebung des Urteils gefordert habe und es als Unrechtsurteil bezeichnet habe.”.
Das Räderwerk der Justiz arbeitet präzise und erbarmungslos. Kritische Äusserungen gegen den Staat gelten als Heimtücke (ein Sonderstraftatbestand).
…Auch der Chef des Personalamtes ist ein Jurist, Dr. Werner Best. Ein Berliner Staatsanwalt wird ihn in den 60er Jahren näher kennenlernen. Er war der perfekte Organisator. Best ist Nationalsozialist aus Überzeugung. …Das fing schon 1935/1936 an, nach Möglichkeit Juristen in leitende Positionen zu setzen.
Als Dr. Best im Mai von dänischen Polizisten verhaftet wird ahnt niemand, dass er bald wieder eine wichtige Rolle in der BRD spielen wird. Deutschland 1945 die Bürokraten der Vernichtung tauchen unter. Viele Spuren verlieren sich zwischen den Trümmern. Deutschlands Gerichtssäle sind kurzeitig verweist. Doch bald schon sind sie wieder da. Entnazifiziert können fast alle auf ihre Posten zurück. Gerade noch Diener des NS-Staates stehen sie nun im Auftrag der Demokratie. Zwar achten die Westallierten anfangs noch darauf, dass nur jeder zweite in der NSDAP war aber zur Gründung der BRD waren es bereits wieder 80%. …
Walter Huppenkothen und Otto Thorbeck werden wegen Beihilfe zum Mord veruteilt. Als unmenschlich stuft der Richter ihre Taten ein und verhängt hohe Strafen. Wenn dieses Urteil rechtskräftig würde könnte noch manche Bundesdeutsche Juristenkarriere hinter Gitter enden. Dr. Best und Achenbach blicken daher besorgt nach Karlsruhe wo der BGH den Fall 1956 in letzter Instanz entscheidet. Der vorsitzende Richter Ernst Mantel enttäuscht seine Standeskollegen nicht. Er selbst blickt auf eine NS-Karriere als Generalrichter der deutschen Wehrmacht zurück. Die Kollegen werden freigesprochen. Mit dem Urteil liefert der BGH gleich eine Generalentschuldung für Hitlers Juristen. So erklärt der BGH Hitlers Terrorregime zu einem normalen Staat unter Staaten.
…Jeder war gegen NS-Verbrechen aber niemand kannte Verbrecher.

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